thymiangarten.de


Ariadne - Gefährtin des Dyonisos


3. Teil:     Ariadne auf dem Panther: Dannecker

 

Johann Heinrich Dannecker: Ariadne auf dem Panther
Platzhalterphoto eines Metallgusses (20cm x 21cm x 9cm)
wie in einem von Nagel (S. 17) gezeigten bürgerlichen Interieur.
 

»Frankfurt was delightful. I saw Goethe's house, Schiller's statue, and Dannecker's famous 'Ariadne.' It was very lovely, but I should have enjoyed it more if I had known the story better. I didn't like to ask, as everyone knew it or pretended they did. I wish Jo would tell me all about it. I ought to have read more, for I find I don't know anything, and it mortifies me.«

aus: Little Women (1868/69), von Louisa May Alcott (Kapitel 31)
http://xroads.virginia.edu/~HYPER/ALCOTT/ch31.html
 

Nach selectiver Lektüre der für den hier erörterten Zusammenhang wichtigen Kapitel: Der in den USA bis heute erfolgreiche Jugendroman hat einen Erzählstrang, der von der Reise der jüngsten von vier Schwestern (Amy) handelt, die sie als Begleiterin ihrer Tante nach Europa unternimmt. Von Liverpool führt ihr Weg nach London, über Paris nach Koblenz; Nassau, Frankfurt, Baden Baden, Heidelberg, Nizza, Genua und Vevay. Von den Stationen bis nach Heidelberg erfahren wir in drei Briefen Amys, die sie aus London, Paris und eben Heidelberg nach Hause schreibt. Von Rom ist übrigens nur beiläufig nach der Beendigung der Reise zu lesen: es drängt sich der Verdacht auf, dass Alcott im alten Europa nicht so sehr bewandert war.  siehe Heidelberg (gab es die Gärten überhaupt noch?):

Well, last evening we went up to the castle about sunset, at least all of us but Fred, who was to meet us there after going to the Post Restante for letters. We had a charming time poking about the ruins, the vaults where the monster tun is, and the beautiful gardens made by the elector long ago for his English wife. I liked the great terrace best, for the view was divine, so while the rest went to see the rooms inside, I sat there trying to sketch the gray stone lion's head on the wall, with scarlet woodbine sprays hanging round it.

Next week we are off to Germany and Switzerland, and as
we shall travel fast, I shall only be able to give you hasty
letters.  I keep my diary, and try to 'remember correctly and
describe clearly all that I see and admire', as Father advised.
It is good practice for me, and with my sketchbook will give
you a better idea of my tour than these scribbles.
WEnde des paris-briefes (kapitel 31) ist das ein "anderer" unsagbarkeitstopos?
schreibt Alcott lediglich aus Reiseführern ab?
The sail up the Rhine was perfect, and I just sat and enjoyed it with all my might. 
Get Father's old guidebooks and read about it. 
I haven't words beautiful enough to describe it.

 

The young lady
herself received the news as tidings of great joy, went about
in a solemn sort of rapture, and began to sort her colors and
pack her pencils that evening, leaving such trifles as clothes,
money, and passports to those less absorbed in visions of art
than herself.(Kapitel 31)

 

Dannecker, Johann Heinrich von, Bildhauer, geboren 15. Okt. 1758 zu Stuttgart, wurde seit dem Jahr 1771 in der Karlsschule gebildet und zwei Jahre später in die Bildhauerabteilung aufgenommen, wo er den Unterricht Le Jeunes genoß. Seit 1780 Hofbildhauer, war er für die Ausschmückung der herzoglichen Schlösser mit Genien, Kindern und Karyatiden thätig. Einen engen Freundschaftsbund schloß er während dieser Zeit mit Schiller, Zumsteeg und dem Bildhauer Scheffauer. Im J. 1783 besuchte er mit Scheffauer Paris, wo er in Pajous Atelier arbeitete und unter anderm einen sitzenden Mars schuf. Mit Scheffauer ging er 1785 nach Rom, wo das Studium der Antike und namentlich der Umgang mit Canova belehrend und ermunternd auf ihn einwirkten. Auch Herder und Goethe lernte er hier kennen. In Rom entstanden seine ersten Marmorwerke, die Statuen des Bacchus und der Ceres, jetzt im königlichen Schloß zu Stuttgart. 1790 kehrte er ins Vaterland zurück. Die äußere Stellung, in die ihn der Herzog versetzte, beschränkte zunächst seine reformatorische Thätigkeit, da D. als Professor der bildenden Künste an der Karlsakademie sich den Anordnungen des Herzogs fügen mußte und außerdem viele Zeit mit Anfertigung von Skizzen und Entwürfen für denselben hinbrachte. Doch gestalteten sich seine Verhältnisse immer günstiger, je höher durch die einzelnen Marmorwerke sein Künstlerruhm stieg. Die hervorragendsten Notabilitäten wurden von ihm porträtiert. Zu seinen Schülern gehören F. Distelbarth, F. S. Zwerger, H. Imhoff, Wagner u. v. a. Die letzten Jahre seines Lebens wurden getrübt durch Geistesschwäche, die sich bis zum Verlust des Gedächtnisses steigerte. Nachdem er 1839 die Direktion der Kunstschule niedergelegt, starb er 8. Dez. 1841. D. gehört zu denjenigen Bildhauern, welche durch engen Anschluß an die Antike die plastische Kunst ihrer Zeit zu regenerieren suchten. Nur fand er zu monumentaler Bethätigung weniger Gelegenheit als seine gleichstrebenden Zeitgenossen Canova, Flaxman, G. Schadow, Thorwaldsen und Rauch. Das erste Werk Danneckers nach seiner Heimkehr von Rom war ein Mädchen, das um einen Vogel weint. Um 1795 entstanden: Psyche, die von dem Flußgott halb tot aus dem Wasser getragen wird, und Hektor, der den Paris der Weichlichkeit beschuldigt; um 1796 die liegende Sappho mit der Lyra zur Seite (jetzt in Monrepos), zwei Opferdienerinnen in Gips (in der Favorite zu Ludwigsburg). Im J. 1797 vollendete er die erste Büste Schillers nach der Natur und in Lebensgröße (in der Bibliothek zu Weimar). Eine zweite kolossale in karrarischem Marmor, ein geniales Werk, das er in seinem Atelier zurückbehielt, befindet sich, leider von dem schwachsinnig gewordenen Künstler selbst in dem herrlichen Lockenschmuck verstümmelt, im Danneckerkabinett des Museums zu Stuttgart; eine dritte Büste Schillers fertigte D. für den damaligen Kronprinzen Ludwig von Bayern. Diese Schillerbüsten sind die besten unter den Bildnissen seines berühmten Schulfreundes. Im J. 1804 führte er das Grabmal des Grafen Zeppelin in Marmor aus (im Park zu Ludwigsburg). 1806 begann D. seine Ariadne auf dem Panther (im Bethmannschen Garten in Frankfurt a. M.). Das Werk ist in karrarischem Marmor ausgeführt und zeigt ein mit üppigen Reizen begabtes Weib, nackt in halb liegender Stellung auf dem fortschreitenden Tiere ruhend, den Kopf von der Linken unterstützt und mit der Rechten den Fuß des untergeschlagenen Beins fassend. Wenn auch überschätzt, bleibt es doch ein Meisterwerk, das dem Künstler für alle Zeiten einen hervorragenden Platz in der Kunstgeschichte sichert. Um dieselbe Zeit fertigte D. das Modell zu der Wasser- und Wiesennymphe am Bassin des obern Sees der Stuttgarter Anlagen und für den König Friedrich von Württemberg eine Statuette des Amor mit gesenktem Pfeil und Bogen. Im J. 1814 führte er das Modell zur Psyche für den englischen General Murray aus. Um diese Zeit empfing D. die Idee zu seiner Christusstatue, welche er volle acht Jahre lang mit sich herumtrug, bis ihm ein Traumgesicht das Urbild zu seinem Ideal zeigte. Das Modell war 1818 vollendet und versinnbildlicht Christus als den Mittler zwischen Gott und dem Menschen, der die heilige Lehre offenbarend spricht: "Durch mich geht der Weg zum Vater". Der Heiland deutet mit der Rechten auf sich selbst, mit der Linken zum himmlischen Vater. Das Werk wurde (1824 in Marmor vollendet) von der Kaiserin von Rußland für die neue Kirche in Moskau erworben; eine zweite Ausführung desselben in Marmor, vom Künstler 1831 vollendet und von energischerm Ausdruck, befindet sich in der Thurn und Taxisschen Gruftkirche in Regensburg. Außer diesen Werken vollendete D. noch das Grabmonument der Erbprinzessin Ida von Oldenburg, die Statue des Evangelisten Johannes, 1826 für die Begräbniskapelle auf dem Rothenberg gearbeitet, ferner eine Reihe Basreliefs, bekannt als "Danneckers Traum", ein Basrelief, die tragische Muse darstellend, wie sie sich auf die Muse der Geschichte stützt. In der Geschichte der Bildhauerkunst steht D. zwischen Canova und Thorwaldsen; es fehlte ihm die geniale schöpferische Kraft, dafür aber war ihm im vollen Maß eine fein fühlende, ästhetische Natur verliehen. Er war der erste, welcher die von Canova ausgegangene Anregung aufzunehmen und fortzupflanzen verstand; seine Hauptvorzüge sind das warme, sinnige Leben, das er aus seinem eignen Reichtum auf seine Gebilde übertrug, das zarte Naturverständnis, das sich bei ihm vom höchsten geistigen Ausdruck im Menschenantlitz bis zu den eigentümlichsten Gebärden des Tiers erstreckt, und der liebevolle technische Fleiß, von dem seine Werke Zeugnis geben. Eine Auswahl seiner Werke, mit Biographie, wurde von Grüneisen u. Wagner (Hamb. 1841) herausgegeben.

aus: Meyers Konversationslexikon (4. Aufl.), Leipzig/Wien 1885ff.
Quelle: http://susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/Meyers2/Fakten.html
 


 

Info:
Eberhard Schönberger M.A.
Im Mellicher Berg 1
54518 Bruch/Salm

Tel.  06578 98811  ·   Fax  06578 98812
thymiangarten.de  ·   thymiangarten@gmx.de